Der Korb der Rettung von Bedrängnis
1. Zufriedenheit ist ein zentrales Ziel in meinen Vorstellungen. Zufriedenheit legt nahe, dass ich keine Wünsche mehr offen habe und deshalb nichts tun muß, um Wünsche von mir zu erfüllen.
Ich kann Zufriedenheit rekursiv auffassen: ich bin zufrieden damit, dass ich zufrieden bin und wiederum damit zufrieden ...
Vergleiche damit den mehrstufigen Ärger (siehe die Ebenen des Leids LINK): ich ärgere mich darüber, dass ich mich ärgere usw.
Zufriedenheit ist vielleicht nicht in jederfrau* Augen das perfektmögliche oberste Ziel, die Erleuchtung aller Erleuchtungen, Paradies der Paradiese, das Nirvana aller Nirvanas (klar, hier gibt es keine Steigerung) — aber es ist doch sehr verführerisch, einen greifbaren, nämlich durch ein unmittelbares Gefühl vermittelten Maßstab zu haben für alles und jedes. Natürlich erfaßt die Zufriedenheit nicht, was 'hinter meinem Rücken' vor sich geht, weder in meinem Unterbewußten, noch in der Welt draußen außerhalb meiner Wahrnehmung. Diese beiden Gebiete können dann wieder auf meine künftige Zufriedenheit zurückwirken.
Am unmittelbaren und endgültigen Ende meines Lebens aber, falls ich das bewußt und klar genug erlebe, fällt die Summe der Lebensbilanz mit dem Urteil zusammen, ob ich insgesamt mit meinem Leben zufrieden bin oder nicht.
Sie fällt nur lediglich insoweit nicht damit zusammen, als ich externe Institutionen, Personen, Autoritäten zum Richter über mein Leben mache. Das ist nicht damit zu verwechseln, ob ich externe Ziele , wie die Vorgaben religiöser Regeln und Gebote, zu meiner Richtschnur mache. Denn in diesem Fall kann ich ja wieder ein Urteil darüber fällen, ob ich mit meiner Zielerreichung in Bezug auf dieses Ziel zufrieden bin, sei es, dass ich keusch geblieben bin, sei es, dass ich fruchtbar war und die Erde mit meinen Nachkommen gefüllt habe, sei es, dass ich vielen Menschen geholfen habe, sei es, dass ich die Ungläubigen ausgerottet habe.
[TROTZDEM WAR DA NOCH WAS, vielleicht komme ich noch drauf]
2. Woher kommt der Begriff der Zufriedenheit, die Vorstellung davon und das Gefühl der Zufriedenheit? Offensichtlich handelt es sich hier um einen biologischen Mechanismus. Der Löwe begibt sich zur Ruhe und entspannt sich, wenn er satt ist. Unter den Mechanismen, die unser Verhalten steuern, sind solche, die uns zu gesteigerter Aktivität aufpeitschen und solche, die uns zur Ruhe kommen lassen, damit für spätere Anstrengungen genug Kraft vorhanden ist.
3. Die Grundbedürfnisse eines Menschen seien Essen, Ruhe, Schutzbedürfnis usw. und darüber hinaus noch Bedürfnisse nach Genüssen, Aktivität, Herausforderung und Ähnlichem. Dann könnte er* doch zufrieden sein, oder?
Aber auch, wenn solche erweiterten Bedürfnisse in erheblichem Maße gestillt sind, sind viele Menschen nach wie vor unzufrieden. Ich nehme deshalb nicht den mehr oder weniger ruhigen Zustand des Zufriedenseins, sondern die einzelnen Ursachen der Unzufriedenheit als Leitprinzip und gehe ihnen nach.
Das Grimmsche Märchen 'Von dem Fischer un syner Fru' schildert eindringlich, wie maßlose Gier sich immer weiter unmöglich macht und schließlich ins Leere führt. Die Beobachtung vieler Menschen zeigt uns**, dass es sehr leicht ist, immer neue Bedürfnisse und immer neue Gründe für Unzufriedenheit in mir zu finden oder zu er-finden. ZITATE.
4. Da der Unterschied von biologischen Bedürfnissen und nicht-biologischen Bedürfnissen, sprich "höheren", nämlich gesellschaftlich-kulturellen Bedürfnissen eine historische Abfolge nahelegt, nehme ich als Arbeitshypothese, dass die biologischen Bedürfnisse zuerst da waren, und die gesellschaftlich-kulturellen sich später entwickelt haben. Daraus kann man ableiten, dass erstere unabhängig von den letzteren erforscht werden könnten, aber nicht unbedingt umgekehrt.
Der biologische Mechanismus der Zufriedenheit ist offensichtlich mit der Entwicklung der Tiere und Menschen erwachsen. Kulturdinge benutzen dann diese Gefühle und psychischen Mechanismen, die ursprünglich von einer Kultur nichts wußten.
Auch könnte man aus dieser historischen Entwicklungsabfolge ableiten, dass die unmittelbaren Gefühle und Wahrnehmungen, die zufriedenheits-relevant sind, dem biologischen Leben des Menschen näherstehen, während die kulturellen Bedürfnisse weiter von den unmittelbaren Gefühlen entfernt sind, mehr mit Gedankenkonstruktionen aufgeladen, ja selbst gedankliche Konstruktionen sind.
5. Die Quellen dieser Gedanken, Kulturen, Ideologien
BEISPIELE
6. Was tun?
Wie kann ich meiner Unzufriedenheit abhelfen, wie kann ich zufrieden werden?
Zu 1.
Bedürfnisse und damit ihre Erfüllung können in der Art einer Maslow-Pyramide ZITAT geordnet werden. Sind die elementarsten Bedürfnisse gestillt, so rücken unter sonst gleichen Bedingungen die weniger elementaren in den Vordergrund. Mit dem Befriedigen von Bedürfnissen und dem Schaffen der Voraussetzungen dafür befassen sich bereits unzählige Industrien, der größte Teil der menschlichen Anstrengungen ist dem gewidmet.
Dass all diese Maßnahmen auch wirklich in Zufriedenheit münden kann durch konkrete Gedanken, Haltungen und Übungen für Achtsamkeit und Zufriedenheit unterstützt werden. Mein Glück richtig wahrnehmen, es anerkennen, genießen, es genießen dürfen, damit zufrieden sein, dafür dankbar sein, das gehört hierher.
Dies ist eng verbunden mit dem Überwinden störender Gedanken und schließt damit unmittelbar an 2.a. an.
Zu 2.
Das Arbeiten an gesellschaftlich-kulturell bedingter Unzufriedenheit ist ein weites Feld und schließt das gesamte menschliche Leben und Kultur ein.
7. (2.1) Umgang mit Maßstäben — Istzustand
Um zu einem Ergebnis zu kommen, ob etwas gut oder schlecht für mich ist, ausreichend oder unzureichend, benutze ich Maßstäbe, an denen ich die Wirklichkeit messe.
Sind es eigene Maßstäbe oder habe ich fremde Maßstäbe übernommen und für mich implementiert, zum Maßstab meines eigenen Denkens gemacht? Je nach Sachgebiet gibt es dafür ganz verschiedene Quellen, von Traditionen über Ideologien bis zum nicht ganz unumfänglichen Angebot wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse.
Das Bewerten des Erreichten kann angemessen oder unangemessen, verzerrt, sein. Das Verzerren einer ruhigen sachlichen und offenen Bewertung kann an psychischen Zuständen und Mechanismen liegen und oder es kann kulturell-ideologische Ursachen haben.
8. 2.2 Umgang mit Maßstäben — Soll
Wie kann ich zufriedener werden, indem ich an meinen Maßstäben arbeite?
2.2.1
Hier kann harte Arbeit an den Maßstäben ansetzen. Beruhen sie auf Traditionen, die ich blind übernommen habe? Stammen sie aus dem größeren Zusammenhang einer Religion oder Weltanschauung?
Wie sind sie begründet, was liegt ihnen zugrunde? Kann und will ich sie analysieren, zerlegen, ggf. zerschlagen und das vernichten, was nur als Kultur-Müll in den Jahrtausenden mitgeschleppt wird?
Oder halten mich innere und äußere Verbote, eine heilige Scheu davon ab?
Willst du eine Ideologie, Weltanschauung, Religion loswerden, die dein Leben vergiftet, die dir das Leben zum Jammertal macht und alles nur in den schwärzesten Farben malt?
Kann man eine Ideologie, Weltanschauung, Religion 'reinigen' von allem, was Menschen-, Lebens-, Welt-feindlich in ihr ist? Das Christentum ist heutzutage schon so weit in der Defensive, dass viele Menschen viele ehemals starre Krusten und Umdeutungen finsterer Lehren aufgeweicht haben.
Der Buddhismus wird von vielen seiner Lehrer auch für den Westen als unverändertes Gesamtpaket präsentiert, in zwei Jahrtausenden (und in vielen Variationen) gewachsen, das du zu akzeptieren oder abzulehnen hast — ganz wie bei den abrahamitischen Offenbarungsreligionen wie Judentum, Christentum, Islam und Bahai-Religion. Andererseits treten, wie ich weiter unten beschreibe, Lehrer eines 'Weslichen Buddhismus' auf, wie der 14. Dalai Lama (mit seinem 'Säkulare-Ethik -Hut' LINK) und Thic Nhat Hanh, die den Westler mit einer Form des Buddhismus anzusprechen versuchen unter Verzicht auf möglicherweise entbehrliche Traditionen und vielleicht entbehrliche Dogmen.
Es ist zwar offensichtlich unsinnig, sich seine Lebensideologie danach auszusuchen, wie angenehm und bequem ihre Forderungen und Maßstäbe für mich sind.
Aber es ist doch eine Hilfe bei der Suche nach einem Kanon meiner Anschauungen, der mich im Leben weiterbringt. Einem Kanon, der nicht mein Leben vergiftet, nicht meine Neurosen fördert und sich in sie einklinkt, sondern die Anregungen und Informationen darbietet, die ich produktiv mit meiner und der Menschheit Erfahrungen im allgemeinen verbinden und aus denen ich mir eine tragfähige und freudvolle Philosophie für mein Leben bauen kann. NOCH MAL PRÜFEN
Einige heuristische Kriterien zur Bewertung von Religionen und Lebensanschauungen, Maßstäbe, nach denen sie auch bewertet werden können:
— Bejahen oder verneinen sie das gewöhnliche Menschenleben hier auf der Erde, sind sie freundlich oder feindlich gegenüber Leben, Mensch und Lust?
— Bieten sie eine Brücke zu dem 'ganz gewöhnlichen' Alltag und dem 'ganz gewöhnlichen' Leben?
— Bieten sie eine Brücke zur sachlichen, wissenschaftlichen Erkenntnis der Welt oder ist alles Teufelswerk, was der Guru (Pastor, Papst, Mullah ... ) nicht abgesegnet hat?
+ ?
2.2.2
Meine Methoden der Bewertung bearbeiten
Außer an den Quellen der Bewertung, den Maßstäben, zu arbeiten, kann ich auch diese Bewertung selbst beeinflusssen, die Art und Weise, wie ich mit Werturteilen umgehe. Ich sehe da zwei große Felder. Eins ist das 'offene' Denken, die offen zu Tage liegenden Gedanken, einschließlich der Gefühle, zu überprüfen, ob meine Maßstäbe und die Folgen ihrer Anwendung sinnvoll und angemessen sind. Das andere Feld ist das der psychologischen Untersuchung meines Wünschens, Wollens und meiner Methoden, für mich über Erfolg oder Mißerfolg zu entscheiden.
Allein oder mit anderen Menschen und oder zusammen mit Psychologen kann ich mich daran machen, die psychischen Probleme meiner Bewertungsweise und meiner Unzufriedenheit und deren Ursachen zu bearbeiten — bis zur 'Gesundheit'. Neurotische Zwänge können geklärt, aufgelöst, abgebaut werden. Es kann mir geholfen werden, Dinge loszulassen, an die ich mich klammere. Unzufriedenheit kann Folge einer Depression sein und dementsprechend behandelt werden.
Der Korb voller Waffen - Blumen gegen Enttäuschung und Unzufriedenheit
Laß mich an Hand eines Spielfalles, Spiegelfalles die Gesamtauswahl unserer Werkzeuge zum Kampf gegen Enttäuschung und Unzufriedenheit ausbreiten.
Nehmen wir an, vielleicht gar kein seltener Fall im wirklichen Leben, man/ich läge im Krankenhaus mit einer schweren Krankheit und weiß, das ich bald daran sterben muß. Ich lasse mein Leben an mir vorüberziehen und bemühe mich, eine Bilanz meines Lebens aufzustellen, eine Summe zu ziehen. Dabei komme ich zu dem Ergebnis, dass ich eigentlich gar nichts von Bedeutung fertig gebracht und mein Leben sinnlos vergeudet habe. Weil ich jetzt daran nichts mehr ändern kann, packt mich die Verzweiflung und ich bereue alles, was ich getan und dass ich überhaupt gelebt habe.
Soweit ich ruhiger und offener Überlegung zugänglich bin und soweit ich mich nicht durch die von der Krise verstärkten Neurosen verwirren lasse, kann ich der Reihe nach zu folgenden Überlegungen kommen:
Der Korb der Rettung von Bedrängnis
— nur ein Überblick über alle Methoden zu diesem Thema. Sicher ist er noch unvollständig.
ALLES; ALLES MIT BEISPIELEN
1. Das Gute, das mir gegeben ist oder das mir bleibt, kann ich nach Kräften
- genießen
- bewundern (Genuß auf der zweiten Ebene)
- ausbauen, auswalzen, ausdehnen ...
2. Das Schlechte kann ich:
2.1 In der Außenwelt (einschließlich psychischer Dinge in mir als Außenwelt-Objekte meines Bewußtseins):
- eingrenzen, zum Stillstand bringen
- aufteilen, zergliedern für weitere Analyse und Behandlung
- reformieren oder aufheben, vernichten
2.2. In meinem Bewußtsein, in meiner Anschauung kann ich:
2.2.1 das Leid aufheben
das Leid eingrenzen
das Leid relativieren — eine bevorzugte Technik der Stoischen Ethik
diese beiden Begriffe enthalten:
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX ORDNEN NOCH
das Leid ist nicht so schlimm, stark, schwer
— absolut: relativ zu meinem Schmerzempfinden oder analogen Maßstäben
— im Vergleich zu anderen Beschwerden und Sorgen von mir
— im Vergleich zu anderen Zeiten bei mir
— im Vergleich zu anderen Menschen oder Tieren, denen es schlechter geht
+ ?
das Leid abwerten, entwerten,
das Bedürfnis, den Schmerz reduzieren — loslassen —
in schweren Fällen bis hin zum Selbstbetrug, sofern dieser funktioniert.
(siehe auch 'Schmerz-Management Light' LINK)
Unterdrücken von Schmerzen und Nöten, Reduzieren von Bedürfnissen, auch wenn sie möglich sind, ist doch keine eindimensionale Straße. Das Unterdrückte kann sich im Unterbewußten verankern und von dort aus später zu neurotischen Störungen führen.
Es gilt daher, eine Balance zu finden zwischen dem augenblicklichen Drang, Gefühle zu unterdrücken und der längerfristig vielleicht bedeutsameren inneren Wahrheit, ähnlich der Augenblicks- und Langzeitwirkung von Opiaten.
2.2.2 das Leid kompensieren
durch Freuden und Angenehmes und Gutes
— bei mir
— in der Gegenwart, gleichzeitig mit dem jetzt erfahrenen Leid
— durch positive Seiteneffekte des Schlechten
— in meiner Vergangenheit und Zukunft
— bei anderen Menschen und Tieren
Wenn es anderen Menschen oder Tieren besser geht als mir, so kann mich das mit Neid erfüllen oder ganz im Gegenteil mit Genugtuung.
Wenn ich weiß, dass ich bald sterben muß, so kann ich darauf mit Verzweiflung reagieren oder ich kann mich dem Gedanken an die Welt widmen, die nach mir weiterlebt, und ihr eigenes Glück erlebt. Dahin schauen wir im Kapitel über den Tod .
Der Begriff Zufriedenheit steht in Verbindung mit:
innerem Frieden
Glück, Glücksgefühl
Glückseligkeit
Genugtuung
Ataraxie
Auf inneren Frieden, reduzieren von Leid durch Loslassen von Anhaftendem, Glück und Ataraxie gehe ich in diesem Werk noch verschiedentlich ein LINKS.
Einfach zufrieden sein, "Sei es einfach" — ist eine Übung, die gelingen kann oder auch nicht. Wenn die Botschaft von einem schnell oder seit langer Zeit aufgebauten Über-Ich kommt, führt sie eher in größere Verstrickungen. Leichthin ins Auge gefaßt xx? und ebenso leichthin umgesetzt, hat sie Chancen, etwas zu bewirken. Das ähnelt dem 'Gute-Laune-Generator' im gleichnamigen Kapitel .