Der Tod und die Folgen

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Di, 11/11/2014 - 18:47

 

 

Tod und Sterben

Der Tod als Zustand

Das Sterben

Eine Übung? — Die Bereitschaft, schlagartig aufzuhören

Weiterleben nach dem Tode

Weiterleben im Erbe

Weiterleben durch Anteilnahme

 

 

Tod und Sterben

Tod und Sterben berühren die Grenze des Menschen in der Zeit, zum Ende hin. Wer und was ist dieser Mensch? Ich kann nur über die Grenzen von etwas reden, das ich klar erkennen kann.

Wir** kommen also zur Frage: Was ist das Ich, die Person, das Selbst? Diese Frage wird zentral in XXX LINK behandelt.

Hier nur eine kurze Arbeitsdefinition: Ich erlebe mich als Prozeß, als eine Menge von Abläufen, die sich in meinem Bewußtsein spiegeln. Was außerhalb meines Bewußtseins an Wahrnehmenswertem ist, erfahre ich indirekt aus Informationen von anderen Menschen und oder von Maschinen.

Der Tod als Gesamtbegriff umfaßt das Tot-Sein und das Sterben. Das Sterben beeinflußt das Tot-Sein nicht über einen bestimmten Zeitpunkt hinaus. Das Tot-Sein, genauer die Gedanken, die ich mir vorher darüber mache, beeinflußt das Sterben ebenso wie die Lebenszeit davor.

 

Der Tod als Zustand

Das bekannte Zitat von Epikur sagt:

    "Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr." - Brief an Menoikeus, 125

        (Original griechisch: "τὸ φρικωδέστατον οὖν τῶν κακῶν ὁ θάνατος οὐδὲν πρὸς ἡμᾶς͵ ἐπειδήπερ ὅταν μὲν ἡμεῖς ὦμεν͵ ὁ θάνατος οὐ πάρεστιν͵ ὅταν δὲ ὁ θάνατος παρῇ͵ τόθ΄ ἡμεῖς οὐκ ἐσμέν.")

 

Abgesehen von den Zuständen, in denen sich— der Mensch? — die Person? — gemäß der Meinung Mancher nach dem Tode befindet und die ich unten behandele, ist das Tot-Sein ein Nicht-Zustand. Gehe ich auf die Zustände des Weiterlebens nach dem Tode nicht ein, so gibt es nichts am Tot-Sein, was zu erörtern wäre. Die Behandlung des Leichnams ist eine Sache der Hinterbliebenen, ich als Subjekt bin davon nicht betroffen.

Ich muß mir das Tot-Sein nicht ausmalen, es ist kein Befassen möglich und nötig. Ich kann mir Fantasien jeder Art machen, aber sie sind billig und ich weiß, sie haben mit der Realität der endgültigen Nicht-Realität meiner Person nichts zu tun.

Es bleiben die Umstände des Sterbens und, wie gesagt, die Gedanken, die ich mir zu jeder Zeit über Tod und Sterben mache. Diese Gedanken sind das eigentliche Leiden, oder auch nicht, wenn ich nicht darunter leide.

 

Das Sterben

Zum Sterben läßt sich sehr viel sagen und ich hoffe, hier im Rahmen meiner Ratgeber künftig einiges dazu beizutragen.

Wie bei den meisten oder allen Fragen des Lebens kann man den Ansatz zur Vorbereitung eines guten Ergebnisses von zwei Seiten, von zwei Ausgangspunkten aus führen, einmal in Form der technischen, organisatorischen, sozialen Vorbereitungen und zum andern in Form meiner inneren, seelischen Vorbereitung.

Einige Punkte zu dieser seelischen Vorbereitung können sein:

zum Tode

Bin ich zufrieden mit meinem Leben, so, wie es tatsächlich stattgefunden hat und mit seinen Ergebnissen?

Was verliere ich, wenn ich nicht mehr lebe, und was bedeutet mir dieser Verlust?

Ist das Weiterleben nach dem Tode für mich von Bedeutung und was erwarte ich davon?

zum Sterben

Habe ich die notwendigen Vorbereitungen getroffen und werden sie erfolgreich funktionieren?

Wie trete ich den unvorhersehbaren Entwicklungen im Sterben entgegen?

Hier wird auch wieder die Stufenleiter der Ebenen des Leidens sichtbar. Ich kann mich vor dem Zustand des Nicht-Mehr-Seins ängstigen oder mich darüber grämen aber auch vor der Angst davor. Wenn ich auch jetzt gefaßt bin, so kann ich doch Angst davor haben, angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes oder eines qualvollen Sterbens diese Fassung zu verlieren. Dann kann mich diese Angst auch jetzt quälen, obwohl ich jetzt eigentlich keine Angst habe.

 

 

Eine Übung? — Die Bereitschaft, schlagartig aufzuhören

Bin ich bereit, mein Leben sofort aufzugeben, wenn ich von meinem bevorstehenden Tod erfahre oder wenn ich ihn beschließe? Darüber kann man gut Gedichte schreiben, aber was ist mit dem Ernstfall? Könnte ich eine Übung daraus machen? Ich ‚regele meine Angelegenheiten‘ — die ‚innere‘ Seite der Angelegenheit, die Regelung der äußeren ist eher eine technische Frage, abgesehen von den Gefühlen Anderer. Wie will ich mein jetzt gestopptes Leben verstehen, was bedeutet es mir, was will ich ‚daraus machen‘ — jetzt nicht mehr durch Handeln, höchstens noch durch Re-Interpretation?

 

 

Weiterleben nach dem Tode

Verschiedene Religionen versprechen verschiedene Formen des Weiterlebens nach dem Tode. Das geht von Paradiesen bis zu Höllen, es gibt die Vorstellung von Fleischlicher Wiedergeburt, also mehr oder weniger als einer Person wie im gelebten Leben und es gibt den Begriff der Karmischen Wiedergeburt, bei der nur Antriebe, Anstöße neue Anstöße als neues Leben erzeugen, aber im Diesseits, in der normalen Welt.

Ich für meinen Teil sehe keine Anhaltspunkte dafür, dass es irgend eine solche Form des Weiterlebens nach dem Tode gibt. Behauptungen der Religionen sind Behauptungen, glauben kann man alles.

WEITER ausführen:
keine Anhaltspunkte dafür --- warum, was gilt als Anhaltspunkt? --- praktisch: keine Anhaltspunkte in wissenschaftlicher Sicht
also auch nicht behandelt

QUELLEN, ZITATE

Die sogenannten Nahtoderfahrungen sind dabei keine Hilfe. Sie sind Aussagen vom Erleben einzelner Menschen, die man als Erleben akzeptieren kann aber die nichts weiter aussagen, als dass solche Erlebnisse als Bewußtseinsablauf vorkommen können. Ein Beweis, gar ein wissenschaftlicher Beweis für einen irgendwie 'transzendenten' Zustand ist das nicht. Dagegen gibt es gute medizinische Erklärungen für die genannten Effekte und Erlebnisse ZITAT.

Oben habe ich die Person als einen Prozeß definiert. Ist dieser Person mit dem Tode zu Ende, so existiert der Mensch nicht mehr. In biologischer Hinsicht sind meine Moleküle, die Rohstoffe meiner biologischen Prozesse, so unwesentlich gegenüber dem Ablauf selbst, dass ich nicht sagen würde, meine Leiche sei in irgendeiner Weise 'ich'. Die Behandlung der Leiche, der Asche ist eine ästhetische, emotionale Frage, auch getragen von Symbol, Ritual, für die Hinterbliebenen. Aber ob 'ich' nun zu Asche werde und ob mit 'mir' nun dieser oder jener Baum gedüngt wird — das mag ja ganz hübsch sein, aber es wäre grotesk, das mit mir und der Ganzheit meines Lebens zu identifizieren.

 

Weiterleben im Erbe

Eine schöne Fantasie ist die Vorstellung, dass du in deinem Erbe weiterlebst. Elemente des Erbes können Kinder und andere Abkömmlinge sein, Häuser und andere Plätze, Unternehmen, Bücher, Bilder und andere Werke.

Nicht nur die Dinge, die dir oder dir allein ihr Leben verdanken, gehören dazu, sondern auch die Erzeugnisse, an denen du mitgewirkt hast. Zum Hervorbringen eines Kindes gehören ja angeblich auch Zwei. Bei dem hohen Grad an Arbeitsteilung in den gegenwärtigen Gesellschaften überwiegt die Gemeinschaftsarbeit die "eigene" Arbeit bei weitem. Schwieriger ist es dann schon, diese Ergebnisse gemeinschaftlicher Arbeit mit sich selbst zu identifizieren, sie als "meine" Werke zu erkennen und anzuerkennen.

Das führt zur Summe aller deiner oder meiner Taten. Sie alle, ob "gute" oder "böse" oder "schlechte" Taten, machen mein Lebenswerk aus, die Summe der Auswirkungen meines Lebens, auch die Nicht-Taten, die Unterlassungen. Dazu gehören auch alle Eindrücke, die ich bei anderen Menschen hinterlasse, alle Erinnerungen von mir und meinen Taten.

Die Erinnerungen führen zum nächsten Begriff, zum Vergessen. Das Weiterleben in der Erinnerung ist nicht vollkommen. Vielmehr wird mit zunehmender Zeit, die nach dem Tode vegangen ist, immer mehr vergessen und oder verzerrt erinnert. Nicht-prominente Menschen sind irgendwann endgültig vergessen.

In ähnlicher Weise werden auch die Auswirkungen meines Handelns mit der Zeit immer weniger, bis sie sich nicht mehr vom statistischen Rauschen der Gesamt-Menschheitsgeschichte abheben, sie fallen der Historischen Entropie anheim. Über die Historische Entropie habe ich an anderer Stelle LINK geschrieben, sie begrenzt die Auswirkungen von Ereignissen generell. Der Sack Reis, der in China umfällt, der Flügelschlag eines Schmetterlings, sie verändern eben nicht die Weltgeschichte. Andernfalls wäre die Welt, wie wir** sie kennen, nicht vorstellbar.

 

Weiterleben durch Anteilnahme

Wenn ich sterbe, so geht, so lebt die Welt doch weiter. Richte ich den Blick auf meine Nachkommen, Erben, die Fortführer meiner Werke, so denke ich an das Weiterleben im Erbe wie im vorigen Abschnitt.

Aber auch außerhalb meines Einflußbereichs geht das Leben weiter. Menschen und Tiere und Pflanzen werden geboren und sterben, unser Planet und seine Umgebung bestehen weiter, sie erleben Glück und Unglück. Vielleicht schafft die Menschheit ja dann die Vernichtung von Allem und Jedem, vielleicht auch nicht und es zieht ein — weiterhin — glückliches Zeitalter herauf.

Ist das nun gut oder schlecht für mich? Bin ich neidisch auf die Weiterlebenden oder freue ich mich für sie? Beide Haltungen sind möglich. Es hilft nicht, die egoistische, wenig großzügige Haltung als „böse“ abzustempeln. Wer so darauf reagiert, begeht nur eine Heuchelei, die ihn* davon abhält, ehrlich zu sich selbst zu sein beim Vorbereiten seines Endes.

Die Wege, wie ich mich, mein Inneres verändern kann, werden in diesem Werk und unzähligen anderen Werken dargestellt. Wenn ich mich wahrnehme, mich kennenlerne, zu mir selbst stehe, erwerbe ich die Fähigkeit, auch Gefühle zuzulassen, zu nähren, die über den alltäglichen Reflex von ‚Gutes grabschen, Böses treten‘ hinausgehen. Entwickle ich ein Mitgefühl oder, in diesem Falle würde ich eher sagen, eine Liebe auch für Dinge, die nicht Ich und nicht „mein“ sind, dann ist deren Wohl auch mein Wohl.

Das Bewußtsein der Verbundenheit von Allem mit Allem, auch aller Menschen und Tiere und Pflanzen, wie es insbesondere Thic Nhat Hanh immer wieder eindringlich erklärt ZITATE, kann diese Haltung unterstützen, ist aber keine Bedingung dafür.

Wenn ich mein Ende kommen sehe, aber auch schon jetzt, wenn ich meinen künftigen Tod reflektiere, kann ich — wenn ich will — mir meine eigene Begrenztheit als einen Schaden oder auch als einen Trost begreifen. Ich bin nicht alles, es gibt noch mehr des Wahren, Schönen und Guten, mein Untergang ist nur ein kleiner Teil davon
— — Was? — klein???
Das stört meine Eitelkeit, schließlich bin ich der Wichtigste, Beste, Liebste und Schönste!

Kann ich darauf verzichten, dann kann ich auch die Welt an mir vorüberströmen lassen.